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Vom Hoch 2021 zum Zwischentief Anfang 2023 ist der Holzpreis in US-Dollar um rund 80% gefallen. Als antizyklischen Investor machen mich solche Situationen neugierig. Wartet hier eine spannende Anlagechance und wenn ja, wie partizipiere ich am Besten davon?
Aktueller Preiszyklus
Getrieben von Lieferengpässen, die aus der Pandemie resultierten, hat sich der Holzpreis vom Tief der Pandemie Anfang 2020 bis Mitte 2021 nahezu versiebenfacht. Nach einem derart dynamischen Anstieg ist bei fast ausnahmslos allen Anlagen eine Konsolidierung überfällig. Im konkreten Fall des Holzpreises haben wir nicht nur eine Konsolidierung, sondern einen regelrechten Zusammenbruch der Marktpreise erlebt. Dies könnte Chancen bieten.
Wie alle Rohstoffe unterliegt auch der Holzpreis Zyklen. Der Holzpreis ist z.B. eng verwoben mit dem Baugewerbe, da hier eine der Hauptnachfragequellen liegt. Die Baubranche steht m.E. auf kurz- bis mittelfristige Sicht weiterhin vor Herausforderungen, sodass hier die Nachfrage weiterhin gedrückt bleiben könnte. Auch bleibt abzuwarten, ob und wie stark eine etwaige Rezession ausfällt. Auch diese drückt potenziell sehr auf den Preiszyklus bei vielen Rohstoffen, so auch dem Holzpreis.
Werfen wir rein technisch einen Blick auf die Preise, bewegten sich diese sehr lang in einem Preistunnel, mit Ausnahme von kurzen Übertreibungen nach oben und unten (z.B. während der Finanzkrise). Die Unterseite hat hier starke Unterstützungen in der Preiszone von 200 – 215 USD gezeigt, während die Oberseite für viele Jahre zwischen 400 bis 440 USD zu finden war:
Quelle: Hrsg: TradingView.com, Random Length Lumber Future, eigene Darstellung, online unter https://de.tradingview.com/chart/0hm1kRYB/?symbol=CME%3ALBS1%21. abgerufen am 03.03.2023
Entscheidend wir es nun sein, ob der Holzpreis sich nachhaltig oberhalb des langjährigen Seitwärtstrends stabilisieren kann. Dies wäre zunächst für den Holzpreis als sehr positives Signal zu werten. Sollten wir nachhaltig in die Zone zurückfallen, sprich über einen längeren Zeitraum Kurse von unter 400 USD sehen, könnte dies weiteren Abwärtsdruck für den Holzpreis bedeuten. Mittelfristig wäre dann auch ein Rückfall auf die große Unterstützung um die 200 USD nicht auszuschließen. Derzeit sehe ich folgende Eintrittswahrscheinlichkeiten für diese Szenarien:
Nachhaltige Stabilisierung / steigende Holzpreise: rund 60% Eintrittswahrscheinlichkeit
Nachhaltiger Rückfall in den alten Seitwärtstrend: rund 40% Eintrittswahrscheinlichkeit
Nun hört sich eine Wahrscheinlichkeit von 60% besser an als nichts. Mir ist jedoch hier die Tendenz zu unklar, um „Wetten“ darauf abschließen zu wollen. Nichtsdestotrotz kann ich zusammenfassen, derzeit gute Chancen dafür auszumachen, dass der Holzpreis den langfristigen Trend nachhaltig auf der Oberseite verlassen könnte. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Preise diese Zone in den letzten Jahren 5x angetestet und teilweise auch nach oben durchbrochen haben. Die Unterseite des alten Seitwärtstrends wurde darüber hinaus seit 2015 nicht mehr getestet – trotz aller Krisen.
Ganz abgesehen davon sind die allgemeinen Inflationären Tendenzen (hier spreche ich nicht einmal unbedingt von der aktuell überdurchschnittlich hohen Inflation) ein Katalysator dafür, dass sich Rohstoffe – oft in Stufen – in neuen Preisspannen einpendeln. Da die Holzpreise von 1992 an in diesem Seitwärtstrend waren, halte ich auch aus diesem Gesichtspunkt eine positive Stabilisierung für wahrscheinlicher.
Wie lässt sich nun vom Holzpreis profitieren?
Den Ratschlag, sich im Garten ein Lager anzulegen, spare ich mir an dieser Stelle. Aus investiver Sicht gibt es verschiedene Herangehensweisen, den Holzpreis im eigenen Vermögen abzubilden. Ich gehe nur auf für die meisten Privatanleger grundsätzlich praktikablen Möglichkeiten ein und nenne anschließend meine persönlichen Ableitungen.
Die einfachste und direkteste Möglichkeit der Preisabbildung sind sogenannte ETCs (Exchange-Traded-Commodities). Problem ist hierbei, dass nach meinem Kenntnisstand derzeit keine expliziten Holz-ETCs für deutsche Privatanleger zum Handel zugelassen sind. Auch Lumber-Futures (Holzpreis-Futures), CFDs oder Optionen werden wohl für die meisten Privatanleger nicht in Frage kommen. Auch geschlossene Beteilungen seien als Anlagemöglichkeit genannt. Aufgrund der Illiquidität lasse ich hiervon aber grundlegend die Finger.
Tatsächlich zugelassen sind diverse Ausgestaltungen von Zertifikaten. Ich selbst bin kein großer Freund von Zertifikaten, da man sich ein zusätzliches Emittentenrisiko und Mehrkosten einkauft. Wer eher kurzfristig agieren möchte, kann sich aber durchaus eines solchen bedienen.
Generell bin ich bei Rohstoffen – vor allem bei langfristigen Investitionen – ein Freund davon, den Produzenten anstelle des eigentlichen Rohstoffes direkt zu erwerben. Beim Holzpreis ist dies mit der Wald- und Forstwirtschaft möglich, da auch hier einige Gesellschaften börsennotiert sind. Aus Gründen der Diversifikation lege ich nahe, auf eine in sich breit gestreute Aktieninvestition zu setzen, z.B. durch Fonds oder ETFs. Ich halte hier derzeit einige interessante Optionen für meine Kunden und eigene Investments parat.
Wie ich mit der Situation umgehe
Vorab: ich bin zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht in Finanzinstrumente investiert, die eine hohe direkte oder indirekte Abhängigkeit vom Holzpreis oder in dieser Branche tätige Unternehmen haben. Ich halte die Ausgangslage jedoch für grundsätzlich sehr interessant.
Genauer analysiert habe ich den S&P Global Timber & Forestry Index, um meine persönliche Renditeerwartung für den Sektor ableiten zu können. Nachdem ich die Indexbestandteile auf Wert- und Preis sowie spezifische Chancen und Risiken analysiert habe, konnte ich für mich eine risikoadjustierte, durchschnittliche Renditeerwartung für den Index von etwas mehr als 10% p.a. ausmachen, ausgehend von den Kursen per 03.03.2023. Der Index weist derzeit darüber hinaus folgende Kennzahlen aus:
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis): 6,23
KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis): 1,22
Ausschüttungsrendite: 3,03%
Es besteht eine nicht zu verachtende Abhängigkeit der Gewinne von den aktuellen Holzpreisen. Der Index bildet jedoch auch weitere Teile der Wertschöpfungskette ab, was Chance- und Risiko dieser Preisschwankungen abmildert. Nehmen wir einen nachhaltig steigenden Holzpreis wie im obigen Szenario an, dürfte das zusätzliche Gewinndynamik für die Unternehmen bedeuten. Wer nun eine durchschnittliche Renditeerwartung hat und bereits ist, moderate Risiken einzugehen, findet in der Wald- und Forstwirtschaftsaktien vielleicht aktuell interessante Einstiegsgelegenheiten. Ich selbst habe eine eher überdurchschnittliche Renditeerwartung. Ich plane deshalb folgende Einstiegsstrategie:
Einstieg in Tranchen: Ich werde, sofern der weitere Kursverlauf es hergibt, in 3-4 Tranchen mit Vordefinierten Zielkursen meine Position in Wald- und Forstwirtschaftsaktien (in sich breit gestreut, keine Einzelaktien) aufbauen. Dies würde ich dann unterbinden bzw. stoppen, falls die Kurse schnell ansteigen sollten. Best-Case wären für mich entsprechend mittelfristig noch etwas weiter fallende Kurse, sodass ich meine Position nach- und nach aufbauen kann.
Für alle, die es etwas einfacher haben wollen und weniger Zeit investieren möchten, halte ich unter der Voraussetzung ggf. etwas niedrigerer Renditeerwartungen aber auch einen Einstieg per Einmalanlage zum aktuellen Preis für nicht uninteressant. Wer es noch einfacher haben möchte, setzt einen entsprechenden Sparplan auf. Wir sind recht weit von „teuren“ Kursen entfernt, sollten jedoch die Kurse kurz- bis mittelfristig wieder schnell ansteigen, würde ich persönlich weitere Zukäufe stoppen und auch dieses Argument revidieren wollen.
Fazit
Neben der derzeit sehr spannenden Preisentwicklung bei den Holzpreis-Futures haben wir gesehen, dass sich breit gestreute Investitionen in die Wald- und Fortwirtschaftsunternehmen aktuell als interessant erweisen könnten. Die Branche unterliegt in ihrer Bepreisung historisch Schwankungen, hat sich teilweise aber über enorm lange Zeit als fundamental robust gezeigt.
Mir wäre es recht, wenn wir noch etwas tiefere Kurse sehen, um mein Chance-Risiko-Verhältnis für den Einstieg weiter zu verbessern. Wer jedoch moderatere Renditeerwartungen hat, kann aus meiner Sicht durchaus schon einen ersten Schritt wagen. Wenn Sie Interesse an Investitionen in diesem Bereich haben, vereinbaren Sie gern Ihr kostenloses Erstgespräch auf meiner Homepage. Ich stelle Ihnen – sofern wir uns für eine Zusammenarbeit entscheiden – dann gern konkrete Anlageideen vor und spreche auf Ihre finanziellen Verhältnisse, Kenntnisse und Erfahrungen sowie sonstige Präferenzen zugeschnittene Anlageempfehlungen aus.
Quellen-Links
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